Saturday, 28 June 2008

Der Aufstieg


Unsere Gruppe von ‘Oldies’ wurde fuer eine kurze Fahrt in einen Bus verfrachtet und gegen 9.30 begann der Aufstieg.

In der Safari Beschreibung, die wir von dem Touristen Buero erhielten, hiess es:

Gorilla tracking in Bwindi can be challenging, therefore ensure fitness.
Gorilla tracking experience starts at 8.30 am local time and can last from a few hours to a whole day! Registration at the gate commences at 7.45 am.

What to bring:
Wear jungle shoes suitable for steep muddy slopes
carry a rain jacket because the park is often wet.
Put on ear plugs for those who feel uncomfortable with jungle sounds.
Carry rain gear, sunscreen lotion, a hat (as the weather is unpredictable) and insect repellant.
Carry a packed lunch.

Dazu hatte der Fahrer uns immer noch dringend darauf hingewiesen, dass wir Wasser, viel Wasser mitnehmen sollten.

Wenn man wirklich all diese Sachen buchstaben getreu beachten wuerde, muesste man ein Backpack mit sich fuehren, was in Gewicht und Masse fast ueber das hinausgeht, was ich fuer die vier Tage mitgenommen hatte. Dabei davon ausgehend, dass man auch noch eine Kamera bei sich haben will, um die Relos fotografieren zu koennen.

Die Beschreibung schlug etwas vage vor, dass man fitness mitbringen sollte und Schuhe, die fuer steile, glitschige Wege geeignet sind. Doch das erwies sich als etwas unzureichende Beschreibung der Realitaet.

Da zumindest einige von uns – wie Sabine, Gaby und Frank – einigermassen regelmaessige Bergwanderer sind, hatten sie so eine vage Vorstellung von dem, was so eine Bergwanderung mit sich bringen kann. Und auch mir war das aus alten Zeiten noch einigermassen gelaeufig. Doch kann ich nur sagen, ein Gang auf den Hohen Goell in Berchtesgaden kommt im Vergleich zu dem uns bevorstehenden Aufstieg einem Spaziergang ueber die Leopoldstrasse naeher.

Die ersten zwei bis drei Kilometer gingen durch ein Gebiet, wo noch menschliche Besiedlung herrschte, Bananen angepflanzt wurden und so der Anflug von einem Weg die Marschrichtung anzeigte. Doch auch hier geht es schon ganz schoen steil Bergauf. Sehr bald zeigt sich, dass die Fitness in erster Linie der Lungenkapazitaet abverlangt wird.



Sehr bald allerdings verschwindet das, was man als einen Weg bezeichnen koennte und daraus wird eigentlich nur noch eine generelle Richtung, die durch den Fuehrer angegeben wird. Und diese Richtung ist eigentlich immer steil Bergauf, mehr oder weniger der Fallinie folgend. Wir werden von ein paar Fuehrern begleitet, die, mit kleinen Macheten bewaffnet, ein wenig des Gestruepp und der Schlingpflanzen ausduennen und so eine Art ‘Weg’ anzeigen.



Sehr bald zeigt sich, dass man neben allgemeiner Fitness auch ein erhebliches Mass an Koerperbeherrschung mitbringen muss. Und es braucht ein wenig Ueberredungskunst, um dem Fuehrer bei zu bringen, dass nicht er die Geschwindigkeit der Truppe bestimmt, sondern die Gaeste, die am langsamsten sind. Aus diesem Grunde setze ich mich hinter dem Fuehrer an die Spitze der Truppe und habe Sabine (M) und Klaus gleich hinter mir, um das Tempo deren Kapazitaeten anpassen zu koennen.

Ich stelle zu meiner eigenen Ueberraschung fest, dass ich die ganze Sache besser ueberstehe – was die fitness anlangt – als ich mir das hatte traeumen lassen. Ich weiss nicht ob es Reste des Voltigierens sind oder meine mehr oder weniger regelmaessigen Segeluebungen auf dem Katamaran, die mir eine einigermassen sichere Koerperbeherrschung verleien. Sicher haben auch 50 Jahre geuebten Ski laufens etwas damit zu tun. Jedenfalls bin ich meist in der Lage, diese kleinen und steilen Spurts ueber eine 5 oder 10 Meter Strecke einigermassen unfallfrei hinter mich zu bringen, um dann in gesicherter Stellung wieder Luft holen zu koennen.

Erfreulicherweise zeigen nun auch alle in der Gruppe eine recht ordentliche Disziplin und halten die Reihenfolge ein, was die Steuerung der Geschwindkeit vereinfacht. Oftmals ist es so, dass man sich einen etwa 5 Meter langen Aufstieg genau ansehen muss, entscheiden wo man hin tritt und dann mit Schwung so eine Stelle ueberwindet, um sich dann, ‘oben’ angekommen, wieder ein paar Minuten Verschnaufpause goennen zu koennen. Dabei ist es natuerlich wichtig, dass die ersten in der Gruppe nicht gleich weiter laufen, wenn die letzten gerade angekommen sind, sondern denen auch noch die Zeit fuer ein Verschnaufen lassen, bevor die naechste Huerde genommen wird.

Der erste in der Truppe muss dann auch immer mal wieder auf irgendwelche Hindernisse aufmerksam machen, Lianen, die mit vielen Stacheln gesegnet sind und daher nicht zum Hochziehen geeignet, lose Steine oder Ameisen Nester, in die man moeglichst nicht hineintreten sollte.

Nach einer kurzen Weile bekommt Sabine (M) einen der Fuehrer an die Hand, der sie dann mehr oder weniger den Berg hinauf zieht. Das leiert zwar ihren Arm ganz erheblich aus, aber es macht ihr den Anstieg doch einfacher. Angesichts der Tatsache, dass sie bei weitem die Aelteste unter uns ist und einen Herzschrittmacher traegt, vollbringt sie eine sehr beachtliche Leistung.

So geht es fuer etwa 3 Stunden mehr oder weniger auf allen Vieren durch den Dschungel steil bergan. Immer mal wieder setzt sich jemand mehr oder weniger unfreiwillig auf den Dschungelboden und das Aufstehen wird dabei manchmal erschwerlicher als das Hinfallen. Und die Kleidung nimmt sehr schnell eine allgemeine Dschungelfarbe an, so ein tarnendes braun/gruen.

Nach gut 2.5 Stunden bitte ich den Fuehrer um eine kleine Pause und versuche ihn darueber auszuquetschen, wie lange noch, in etwa, dieser Anstieg andauern wird. Irgendwie scheint es in dem Fuehrer Trainings Handbuch zu stehen, dass sie nie realistische Auskuenfte ueber irgend etwas geben sollen. Doch diesen Zahn muss ich unserem David nun auch ziehen indem ich ihm erklaere, dass er uns nun nach Absprache mit seinen Kollegen, mit denen er in stetem Walky Talky Kontakt ist, eine halbwegs realistische Vorstellung ueber den weiteren Verlauf der Kriechtur geben muss.

Irgendwie scheint mein Argument, dass er ja schliesslich wissen muesse, wo in etwa die Gorillas sich befinden – was ihm seine Kollegen staendig ueber Funk mitteilen – einleuchtend und er wird zoegernd bereit mir anzudeuten, dass wir uns noch auf etwa eine halbe Stunde steilen Anstieg vorbereiten muessen, wonach es dann mehr am Berghang entlang, also in der Horizontale gehen soll, bevor wir zu unserer Gorilla Familie kommen. Das ist nun eine so halbwegs realistisch klingende Information, die ich an meine Mitwanderer weiter ‘verkaufen’ kann.

Denn ich habe irgendwie das Gefuehl, dass dem ein oder anderen die Idee kommen mag, dass das mit den Gorillas doch nicht seine Sache ist und sie lieber wieder umkehren moegen. Dies insbesondere angesichts der angenommenen Tatsache, dass man jeden Schritt und Rutscher, den man hier nach oben macht, ja irgendwann dann auch wieder nach Runter machen muss, was mir angesichts der Verhaeltnisse als schwerer und gefaehrlicher erscheint als der Anstieg. Doch da hilft dann auch die Information von David, dass der Weg runter sehr viel einfacher sein und durch weniger Dschungel fuehren wird. Etwas, was sich spaeter als recht realistisch erweist.

Erfreulicherweise sind David’s Angaben ueber den weiteren Verlauf einigermassen realistisch und korrekt und nach einer weiteren Stunde mehr oder eniger horizontaler Kletterei kommt auf einmal der Befehl fuer Ruhe und stoppen, da wir uns den Relos naehern.

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