Nachdem ich vor Weihnachten 2010 einen herrlichen Besuch hatte von meinem Bruder Klaus, seiner Sabine und 2 Freunden, passierte irgendwie nichts sinnvolles danach.
Die Kunden rund um die Welt huellten sich in Schweigen und langsam aber sicher ging die kleine Firma STATUS QUO den Berg runter. Sie hat mich fuer ueber 20 Jahre mehr als nur in Arbeit und Brot gehalten. Doch nun musste ich auf die Hilfe und Unterstuetzung von Freunden und Familie rechnen, die mich liebenswerter weise ueber Wasser gehalten haben. Nicht zuletzt mit einigermassen regelmaessigen postalischen Lieferungen von Mac Barans Mixture, meinem Lieblingstabak.

Unsere Gesundheits Politiker sind sehr darauf aus, uns alle vom Rauchen abzuhalten (ok) und um das zu erreichen, laden sie unheimliche Steuern auf unseren Tabak (nicht so OK) was die kleine Tasche Tabak in Australien 5 mal teurer macht als in dem, bisher noch einigermassen, Raucherfreundlichen Deutschland.
Nun ja, ich began, meinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen und bewarb mich bei einer Reihe von lokalen Firmen fuer einen Job. Doch, wie meine Schwester so schoen sagte: Jochen, wir sind Auslaufmodelle. Und das habe ich dann auch bald gemerkt, mit 62/63 ist man halt auf der falschen Seite der Alters Skala.
Ich startete dann sehr ernsthaft mit der Planung und Bewerbung fuer meinen Hausverkauf. Wir haben hier so eine Agentur fuer den privaten Verkaeufer. Die machen es moeglich, auf alle relevanten Webseiten zu kommen, die sonst den Agenten vorbehalten sind. So war Green Point Palace mit 12 permanenten Anzeigen vertreten. Und im Vergleich hatte meine Anzeige recht gute hit rates. Aber selbst die beste Anzeige heisst nicht, dass die Leute ran stroehmen.
GPP am Abend

Hatte ‚open days‘ jeden Samstag, aber die meisten dieser Tage waren irgendwie ‚lonely Planet‘ days.
Zwischendurch mal kamen zwei Leute die etwas mehr als nur interessiert waren, aber die stellten sich letztendlich auch als tire kickers heraus (wie wir das im Australischen nennen, kommt von den second hand Auto Plaetzen)
Meine Anzeigen brachten sogar eine Spamerin auf die Scene. Die wunderschoene Delia (und ja, ich habe ein Bild von ihr durch den Fuehrerschein, von dem sie mir – warum weiss ich nicht - eine Kopie schickte)
Irgendwie entwickle ich ein system, wie ich meine woechentlichen Richtungs Angabe Schildchen vom Avoca Drive bis zum Haus in den Rasen stecke. Und wenn man dann langsam die Zeichen immer wieder in die gleichen Loecher steckt, wird es deutlich, dass da was nicht ganz laeuft wie es sollte!
Das Frustierende an der Sache ist, dass praktisch alle Leute die kommen, das Haus ganz wunderbar, einmalig, sehr schoen, ungewoehnlich, unheimlich ansprechend und so weiter finden, ABER da gibt es keinen beton Weg rauf zu dem Haus!!!
Manchmal entlade ich meine Frustrationen mit einem Brief an unsere Sydney Tageszeitung, diesmal fuer den „Heckler“ eine Spalte, wo Leute ihren Frust abladen koennen.
(Details in der Englischen section)
So irgendwie als Kompensationsloesung entwickelte ich ein erhoehtes Interesse im Bereich der Landschafts Fotografie. Und die Central Coast wurde zu meinem ‚Studio‘. Wie viele von euch vielleicht wissen, habe ich immer so eine gewisse Liebe fuer Sonnenuntergaenge gehabt. Viele meiner Fotos von vielen Laendern der Welt zeigen, wie die Sonne langsam am Horizont verschwindet.
Rund um Brisbane Waters

.... erinnert mich an einen Sonnenuntergang so etwa im Jahre 1955 auf Terschelling, „grote Deun“ Wir standen alle oben auf der Duene und bewunderten die Sonne, wie sie im Meer verschwand, als ein aelterer Herr keuchend auf den Gipfel kam und von seiner Frau bechieden wurde mit dem saesischen Ausruf:“aeben is se undergedaetscht“
Doch nun habe ich meine Aufmerksamkeit etwas mehr den Baeumen und Pflanzen gewidmet, unabhaengig von der Tageszeit. Und einige dieser Bilder koennt Ihr hier sehen.
Die Felsen in Avoca Beach

ein paar Bluemchen im Garten

Das Jahr zieht sich langsam dahin und wird dann Anfang Juni durch eine wunderschoene Geburstagsparty belebt. Ute und Tony hatten sich fuer das lange Wochenende anfang Juni angesagt. Und es war mir auch klar, dass Gary mit von der partie sein wuerde. Doch zu meiner grossen Ueberraschung kamen dann auch noch Thomas Kloss und Kate, Olaf Kloss und Ilona, mein alter Freund Ken und natuerlich die Nachbarn fuers Abendessen. Ute hatte den Fischmarket in Sydney ‚ueberfallen‘ und viele wunderbare Sachen gebracht. Ken war beim Deutschen Metzger gewesen und brachte haufenweise Wuerstchen mit. Und Wein hatten sie alle in reichen Mengen gekauft.
Sonnenuntergan ueber Brisbane Waters in Green Point


Das zweite Halbjahr unterschied sich nicht sehr vom ersten, bis auf die Tatsache, dass es kaelter wurde. Und es wurde mir zusehend klarer und deutlicher, dass dies das erste in 30 Jahren Australien war, wo ich keinerlei Auslandsreise unternehmen wuerde.
Das einzige was ich dieses Jahr von Uganda sehe

Die einzige Reise die mir dann bevorstand, kam dank einer ueberraschenden Einladung der lieben Ute fuer 3 Wochen nach Flying Fish Point (FPP) zum Ende des Jahres.
Im November dann habe ich meine Vorbehalte und Vorurteile ueber Real Estate agents ueber Bord geworfen und eine Agentur mit dem Verkauf des Hauses beauftragt. Ich hatte es ja nun fuer 12 Monate ohne Erfolg versucht. Nun sollten die mal zeigen, was man da besser machen kann.
Zu diesem Zeitpunkt des schreibens ist eigentlich nicht viel passiert, was nicht bereits vorher in den vergangenen 12 Monaten passiert waere. Mit dem Unterschied, dass nun am Fusse des Grundstueck ein grosses Schild steht, auf dem Wiseberry (die Agency) den Verkauf des Hauses und sich selber bewerben. Na ja und jeden Montag kann der Muellabfuhr Mensch das Schild ansehen. Er ist wohl der einzige, der regelmaessig vorbei kommt. Man muss sich erinnern, dass mein Haus das zweit letzte in einer stillen, kleinen Sackgasse ist!! Null Durchgangsverkehr!!
Aber gestern sah ich ein Wallaby vorbei hupsen. Na vielleicht wird das ja mal mit Wiseberry in Kontakt treten, wenn es das naechstemal einen neuen Bau braucht.
ein paar winterliche Blumen mit Beeren im Garten

Anzeigen erscheinen in der Zeitung und auf den Websites. Der erste offene Tag war ebenso ruhig wie viele der meinen bevor. Aber Agenten sind ja professionelle Optimisten. Nun wir werden sehen.
Gerechterweise muss man sagen, dass zwischen mitte December und Mitte Januar nicht viel auf dem Haeusermarkt passiert. Ferienzeit! Der Plan ist derzeit, dass wir im Moment einen pre-auction sale versuchen und dann so Ende Februar, Anfang Maerz eine Auction veranstalten. Nun wir werden sehen.
Waehrend meiner ersten Hausverkaufsaktion in 2002, als ich Australia Street verkaufte, brachte ich meinen Gedanken ueber ‚open days‘ wie folgt zu Papier (computer)
(Details in der Englischen section)
Tja und nun bin ich wieder dabei. Doch der Verkauf von GPP beweist sich als sehr viel schwerer als der von Australia Street. Australier sind Stadtmenschen (und crazy – siehe oben)
Im November entschliesst sich ein Kunde, einen Auftrag zu erteilen. Jochen wird ganz verwirrt und erfreut. Doch es gibt da so ein paar Kleinigkeiten mit dem Auftrag, die das ganze etwas ungewoehnlich machen. Der Auftrag sieht vor, dass wir Aerzte, Schwestern und Patienten befragen, wo die Patienten an einer der rarsten Krankheiten leiden, die der Medizin bekannt ist. Und die Aerzte und Schwestern mit solchen Patienten zu tun haben muessen. Von den Patienten gibt es so etwa 800 in ganz Australien!! (acromegaly)
Nadeln und Heuhaufen kommen einem da in den Sinn.
Und was die Sache nicht leichter macht ist, dass die Feldarbeit in der Haupt Ferienzeit des Jahres statt finden muss. (Und die Aussies nehmen ihre Ferien SEHR ernst)
Nun ja, vor Weihnachten mache ich mich auf nach FFP, via Cairns in den tropischen Norden. Als Ute und Tony im Juni hier waren, haben sie einen wunderbaren 2nd hand BMW gekauft, so mit electronic soweit das Auge reicht. Dieser und ein einigermassen ausgeklapperter Ford Combi dienen uns als Fahrbahre Untersaetze fuer unsere zahlreichen Ausfluege in die Tabellands around Cairns, Innisfail etc.
Blick ueber Innisfail

Die spuren von Cyclon Yassi in Flying Fish Point am Strand

Es ist manchmal richtig schoen, die tropisch heisse, feuchte Kueste zu verlassen und in die etwas moderierter temperierten Berge zu fahren, hier und da in einem See zu schwimmen oder unter einem Wasserfall Abkuehlung zu suchen.
In Josephine Falls


Doch ich geniesse auch die tropisch heisse Kueste und natuerlich den pool (Wohlstandspfuetze) am Haus, wo man gleich vom Bett ins Wasser rollen kann
Ein toller Baum mit Luftwurzeln in den Atherton Tablelands

Ein kleines Picnic in Etty Bay

Kurz vor dem Heiligen abend muss Ute noch heftig bei Woolies arbeiten und Tony faehrt nach Cairns. So wird Jochen zum Chef de Maison erkoren und bereitet den klassischen Deutschen Kartoffelsalad zu.
In der Kueche taetig

Dieser wird u.a. mit einer grossen Menge von geraeuchertem Lachs komplementiert. Aus dem Meer, gleich am Ende von Ute und Tony’s Grundstueck werden Barsche etc gefangen und so gestaltet sich das Essen ueber die Feiertage in einem schoenen TeutoAustralischen Mix.
Na,romantischer geht das kaum

Na und die Kiwis (Neuseelaender) sind fuer den Wein zustaendig.
Als ich in FFP ankam, hatte die Internetverbindung gerade entschieden, das sie sich den Urlaubern rund um anschliessen wollte. Nach den verschiedensten Versuchen mit Reparatur etc. wurde entschieden, dass ein neues Modem her muesste. Und das brachte uns dann alle wieder on-line. Unter diesen Umstaenden realisiert man mal wieder, wie abhaengig wir mittlerweile von dieser Technologie sind.
Irgendwie sollte diese Unterbrechung der Verbindung zur Welt ein Omen werden fuer meine Rueckkehr am 1.1.2012. Da tat es die Verbindung in GPP genau so wenig!! Diesmal stellte sich alledings der Provider als der Schwachpunkt heraus, nicht das modem. Aber Jochen musste einen neuen Dongel kaufen, um wenigstens das Minimum der Verbindung am Leben zu erhalten.
Einer unserer regelmaessigen Besucher, Nachbar Max mit Dackel Buster

Zum Jahresende dann uebersiedelten wir fuer 24 Stunden nach Cairns. Tony hat einen Bekannten, der eine Wohnung direkt an der Esplanade hat. Das ist die Strasse direkt am Meer, die ins Unterhaltungsherz von Cairns fuehrt. Die Wohnung wird derzeit renoviert (was Tony macht) und so war ausser einem Kuehlschrank und ein paar Betten nichts drin. Aber fuer 24 Stunden genuegt das.
Der grosse Vorteil an dieser Regelung war, dass Ute und ich (sie fuhr mich zum Flughafen) statt um 5.00 erst um 7.00 aufstehen mussten, was am Neujahrstag doch einen Unterschied macht! Die Fahrt zum Flughafen war halt nur 15 minuten statt 1,5 Stunden.
Nun habe ich das neue Jahr ohne jegliche konkreten Plaene begonnen, alles haengt etwas in der Luft. Doch habe ich ein paar Plaene in der Rueckhand fuer den Fall, dass das Haus verkauft wird, ich meine Schulden los werde und irgendwie ein neues Leben anfangen werde. Doch bis es dazu kommt und wann es dazu kommt weiss kein Mensch.
Was mir bleibt in diesem Moment ist, meinen Freunden und Verwandten fuer Ihre liebe Unterstuetzung in einem recht schweren Jahr zu danken und Euch allen ein gutes Neues Jahr zu wuenschen.
Eine seltene, totale Mondfinsterniss Anfgang Dezember in GPP
